Die Geschichte des Wiener Würstlstand

Als erste, sozusagen als Vorgänger der heutigen Würstelstände,  prägten ab dem 16. Jahrhundert die Bratlbrater das Stadtbild. Sie besaßen transportable Herde und boten diverse Fleischstücke oder Würste meist gekocht mit Senf, Kren und der Wiener Semmel der ärmeren Wiener Bevölkerung an.
In der k.u.k. Monarchie kamen die ersten fahrenden Verkaufsstände oder Garküchen auf. Diese wurden oft von Kriegsinvaliden für deren Einkommen betrieben.
Der vermutlich erste Wiener Würstelstand wurde 1928 1928 von Leopold Mlynek sen. gegründet. Dieser wurde noch als Wagen betrieben und hatte sein Standort vor der Apotheke am Auge Gottes. Als „Würstelstand Leo“ gehört dieser bis heute noch zum Stadtbild Wiens und befindet sich jetzt am Döblinger Gürtel 2.
Die Würstelstände in ihrer heutigen Form entstanden erst in den 1960er-Jahren. Zu dieser Zeit wurden fixe Stände, ausgenommen weniger Ausnahmen, in Wien zugelassen.
Bis heute ist der Würstelstand ein Treffpunkt aller gesellschaftlichen Schichten. Egal ob Arbeiter oder Manager, am Würstelstand sind alle gleich – damals wie heute. Im Frack, nach dem Opernball noch schnell auf ein Würstel ist in Wien kein Problem.
Wegen der langen Öffnungszeiten bis spät in die Nacht oder bereits frühen Morgen Stunden sind Würstelstände speziell bei Nachtschwärmern sowie auch bei Taxifahrern besonders beliebt. Wo bekommt man zu dieser Zeit in Wien noch schnell eine günstige Mahlzeit her. Aber auch der „Wiener Schmäh“ kommt nicht zu kurz. So hat sich auch eine eigene, liebevolle, Sprache für die Bestellung am Stand entwickelt.
Typische Bestellungen könnten so lauten:
Für eine wohlschmeckende heiße Burenwurst sagt man „A klasse Haaße“.
Wenn man „A Eitrige mit an Buckl“ bestellt bekommt man eine Käsekrainer mit einen Endstück vom Brotwecken ( Scherzl ). Wenn man dann auch noch einen “Kinderschas” – also einen Kremser Senf oder „an Schoafn“ – einen scharfen Senf dazu bestellt, ist die Bestellung komplett.
Das traditionelle Angebot besteht aus: Burenwurst, Frankfurter (Wiener Würstchen), Bosner (auch: Bosna), Debreziner, Waldviertler, Käsekrainer, Hot Dog, Leberkäse, Senf, Kren und Ketchup sowie Brot oder Semmel. Als sonstige Beilagen gibt es auch eingelegtes Gemüse: Ölpfefferoni, Salz- und Essiggurken, Silberzwiebeln, sowie Rollmops und Manner-Schnitten.
Getränke wie Bier, Wien und Antialkoholisches dürfen nicht fehlen. Als besonderes „Zuckerl“ gibt es bei den Würstelständen der Firma Bitzinger bei der Oper und im Prater auch Champagner auf der Karte.
Übrigens ist die Käsekrainer nicht nur ein klassiger bei Würstelständen sondern auch eine österreichische Erfindung.
Nachdem Anfangs der 2000 Jahre viele Wiener Würstelstände in Imbissbuden, in denen es von Döner, Schnitzel, Pizzaschnitten bis hin zu gebratenen Nudeln oder Reisgerichten alles gab, umgewandelt wurden ist seit kurzem wieder der Trend zum Original erkennbar. Viele Stände wurden wieder von Dönerspießen und Wok Pfannen befreit und bieten heute wieder eine große Wurstauswahl an.